Chemisch betrachtet besteht Olivenöl zu 98 bis 99 %, also in erster Linie aus Fettsäuren, die an Glycerin gebunden sind. Der Rest sind über 200 verschiedene nicht-fette Substanzen, die für Geruch und Geschmack des Olivenöls wie auch für die Gesundheit des Menschen von wichtiger Bedeutung sind.

Die unterschiedlichen Fettsäuren sind zum überwiegenden Teil (rund 80 %) einfach-ungesättigt (Ölsäure), ca. 8 % machen die mehrfach-ungesättigten Fettsäuren aus (im Besonderen Linol- und Linolensäure), rund 12 % die gesättigten (speziell Palmitinsäure sowie Stearinsäure).

Die nicht-fetten Bestandteile des Olivenöls enthalten unterschiedliche Vitamine – besonders Vitamin E (Tocopherol) und das Provitamin A (Karotin) – Polyphenole, Sterine, Squalen und andere Substanzen.

So viel zur Chemie…

Was bedeuten diese Inhaltsstoffe nun für die Gesundheit des Menschen?

Beginnen wir mit den einfach-ungesättigten Fettsäuren und dem Cholesterin-Gehalt des Menschen… Die Medizin unterscheidet dabei das LDL (Low Density Lipoprotein)- sowie das HDL (High Density Lipoprotein)-Cholesterin. Letzteres verringert das allgemeine Krankheitsrisiko, der HDL-Cholesteringehalt soll also hoch sein. Das LDL-Cholesterin hingegen steigert das Risiko, an Arteriosklerose und Herzinfarkt zu erkranken, der LDL-Cholesteringehalt soll daher niedrig sein. Und genau hier greift Olivenöl ein… Die im Olivenöl enthaltene einfach-ungesättigte Ölsäure senkt das LDL-Cholesterin im Körper und sorgt zudem für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin. Studien deuten zudem darauf hin, dass Olivenöl die Senkung des Blutdrucks unterstützt.

Das im Olivenöl enthaltene Vitamin E gehört zu den Antioxidantien, die im menschlichen Körper freie Radikale, die z.B. durch Stress oder Rauchen wie auch durch Sonnenlicht entstehen, unschädlich machen. Antioxidantien verringern somit das Risiko für diverse Krebserkrankungen wie auch für Herzinfarkt und Grauen Star. Vitamin E unterstützt den Stoffwechsel, verringert die Anfälligkeit für Arterienverengungen (Arteriosklerose) und weist eine Schutzfunktion für die roten Blutkörperchen, die Muskulatur, Nerven und andere Gewebe auf.

Das ebenfalls im Olivenöl vorkommende Provitamin A wird im Körper zu Vitamin A gewandelt, gehört auch zu den Antioxidantien, ist damit zellschützender Radikalfänger und stärkt das Immunsystem.

Auch die schon im Kapitel „Das Öl“ besonders hervorgehobenen Polyphenole gehören zu den Antioxidantien, sie gelten als entzündungshemmend und krebsvorbeugend. Unterschiedliche Studien zeigen eine wachstumshemmende Wirkung speziell bei Krebszellen in der Lunge, Prostata, der Brustdrüse, der Haut und im Darm. Auch Polyphenole beugen der Arteriosklerose vor.

Sterine sind fettähnliche Substanzen, die im Tier- und Pflanzenreich natürlich vorkommen. Das wohl bekannteste – tierisch wie menschliche – Sterin ist das Cholesterin. Im Olivenöl findet man das – pflanzliche – ß-Sitosterin, das runde 90 bis 95 % des Gesamtstearingehalts des Öls ausmacht. ß-Sitosterin vermindert im Darm die Cholesterinaufnahme und senkt im Blut die Konzentration des „bösen“ LDL-Cholesterins. Weiters spielt es im Stoffwechsel der Prostata eine zentrale Rolle und hemmt dort das Wachstum von Tumorzellen.

Das in hohen Konzentrationen in der Leber von Haifischen, aber auch im Olivenöl enthaltene Squalen – eine der wirksamsten Antioxidantien – nimmt eine wichtige Rolle bei der Krebsprophylaxe wie auch in der Krebstherapie ein. Squalen stärkt das Immunsystem sowie die Wirkung von Zytostatika während einer Chemotherapie. Es ist daher ein häufig eingesetzter Grundstoff der Pharma-, aber auch der Kosmetikindustrie. Squalen wird z.B. gegen atopische Ekzeme (Neurodermitis) angewandt.

Und damit sind wir auch schon beim Olivenöl als Balsam für unsere Haut angelangt. Die Zusammensetzung der Fettsäuren des Olivenöls ähnelt stark jener der unteren Hautschichten des Menschen. Dies und der hohe Gehalt an Vitamin E machen es zum perfekten Hautpflegeprodukt. Es reinigt die Haut, wirkt entzündungshemmend und kann bei fettiger, unreiner, trockener wie auch entzündeter Haut aufgetragen werden. In den mediterranen Ländern gilt Olivenöl mit einem Spritzer Zitronensaft als altes, aber sehr wirksames Hausmittel gegen Sonnenbrand. Weiters lässt sich reines Olivenöl ideal zum Entfernen von Augen-Make-up verwenden.

All diese auf die Gesundheit des Menschen positiv wirkenden Effekte haben zur bekannten Kreta-Diät, oft auch als Mittelmeer-Diät bezeichnet, als besonders gesunde Ernährungsweise geführt. Die über eine Zeitdauer von 15 Jahren vom amerikanischen Ernährungswissenschafter Ancel Keys in den 1950er- und 1960er-Jahren geführte „Sieben-Länder-Studie“ kam zum Schluss, dass auf der griechischen Insel Kreta die Häufigkeit von Gefäß- und Krebserkrankungen von allen untersuchten Ländern am niedrigsten, die Lebenserwartung der Menschen hingegen am höchsten war. Keys fand auf Kreta kaum Fälle von Arteriosklerose sowie deutlich weniger Herzinfarkterkrankungen und führte dies auf die Ernährung der Bewohner zurück: Viel Obst und Gemüse, Knoblauch, öfters Fisch, wenig Fleisch, etwas Rotwein und die Verwendung von Olivenöl anstatt tierischer Fette – durchschnittlich konsumiert ein Bewohner der Insel Kreta runde 30 Liter Olivenöl pro Jahr (!) – sind der Schlüssel zur gesunden Ernähung. (Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Ernährungsgewohnheiten der Menschen auf Kreta heute einem Veränderungsprozess unterliegen. Fast Food, übermäßiges Rauchen, verstärkter Alkoholkonsum hält auch hier vermehrt Einzug und wird die zuvor genannten positiven Effekte künftig mit Sicherheit schmälern…)

Abschließend lässt sich zusammenfassen: Ja, Olivenöl ist wahrlich gesund! Es hat in vielen medizinischen Bereichen vorbeugende, in anderen sogar therapeutische Wirkung – und zwar je mehr, desto natürlicher und unberührter, also desto hochwertiger ein Öl ist.